Die Zukunft ist jetzt


Wie humanoide Roboter unser Leben verändern könnten

Digitalisierung & Technologie, 26.07.2024

ERGO setzt bekanntlich auf Software-Bots, doch auch humanoide Roboter, welche einst als Science Fiction galten, sind heute Realität und haben längst begonnen, unsere Lebens- und Arbeitswelt zu revolutionieren. 

Im Gegensatz zu zweckorientierten Robotern, etwa Haushaltsrobotern, sind diese auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Maschinen mehr als Werkzeuge oder Hilfsmittel, welche repetitive Aufgaben erfüllen: Sie sind Gestalten, die menschenähnliche Eigenschaften besitzen und daher die Art und Weise, wie wir leben und interagieren, tiefgreifend verändern können.

Die Entwicklung humanoider Robotik

Humanoide Roboter, welche oft als Spitze der Robotik-Technologie betrachtet werden, spiegeln die menschliche Form und Funktionalität wider und können sich nahtlos in unsere physischen und sozialen Umgebungen integrieren. Ihre Entwicklung reicht von einfachen mechanischen Nachbildungen bis hin zu hochentwickelten, autonomen Einheiten, die durch fortschrittliche KI-Systeme, wie maschinelles Lernen und neuronale Netze, angetrieben werden. Diese Technologien ermöglichen es humanoiden Robotern, sowohl Umwelt als auch menschliche Gesten und Emotionen zu interpretieren und angemessen darauf zu reagieren.

Unternehmen wie Tesla (Optimus), BostonDynamics (Atlas), NVIDIA (GR00T), 1X (Neo, zusammen mit OpenAI), Figure (Figure 01, zusammen mit OpenAI) sowie chinesische Hersteller wie Unitree (H1) zählen hierbei zu den Vorreitern und stehen bereits kurz vor der Markteinführung dieser bahnbrechenden Technologien. So zielt Teslas Optimus darauf ab, repetitive Aufgaben in der Fertigung zu übernehmen und kann darüber hinaus interaktiv in sozialen Szenarien eingesetzt werden. OpenAIs Neo nutzt fortschrittliche Algorithmen, um in Bereichen wie Kundenservice oder Pflege durch tiefes Verständnis von Sprache und Emotionen zu glänzen. BostonDynamics' Atlas und Unitrees H1 beeindrucken mit physischen Fähigkeiten für anspruchsvolle Aufgaben in unwegsamem Gelände, wie beispielsweise die Handhabung verschiedener Objekte. NVIDIAs Gr00t kann aus multimodalen Anweisungen und beobachteten Interaktionen Bewegungs- und Verhaltensmuster lernen, was eine nahtlose Überbrückung der Kluft zwischen Simulation und der realen Welt ermöglicht.

Aktuelle Einsatzbereiche humanoider Roboter

Humanoide Roboter, wenn auch weniger fortgeschritten, werden bereits seit einiger Zeit in verschiedensten Bereichen eingesetzt:

  • Gesundheitswesen: Sie unterstützen medizinisches Personal, führen assistierende Aufgaben aus und bieten soziale Interaktionen für Patienten, besonders in der Geriatrie. So wird der 1,20 m große humanoide Roboter Pepper (Softbank & Aldebaran Robotics SAS) bereits heute erfolgreich in der kognitiven Geriatrie des St.Marien-Hospitals in Köln eingesetzt und animiert die Patienten zu mehr Bewegung und führt mit ihnen Smalltalk.
  • Bildung: Als interaktive Lehrassistenten bieten sie personalisierte Lernunterstützung und fördern so die akademische Entwicklung. Beispielsweise wird in Kärntner Schulen der 58 cm kleine humanoide Roboter Nao (Aldebaran Robotics) im Turn- und Projektunterricht eingesetzt. Er kooperiert sowohl mit den Schülern als auch mit den Pädagogen, um Fragen zu beantworten und Turnübungen zu demonstrieren.
  • Kundenservice: Im Einzelhandel und in der Gastronomie verbessern sie die Kundenerfahrung durch persönliche Interaktion und effiziente Serviceabwicklung. So gehört der 1,30 m große Roboter BellaBot (Pudu-Robotics) beim Kölner Sushi-Lokal Nakoyashi zum Servicepersonal. Er kann autonom Tische ansteuern, Bestellungen aufnehmen und ausliefern.

Herausforderungen und ethische Überlegungen

Mit der Einführung humanoider Roboter entstehen neue Herausforderungen und ethische Dilemmata. Fragen zur Privatsphäre, Sicherheit und den sozialen Auswirkungen wie der Arbeitsplatzverdrängung erfordern gründliche Überlegungen und eine verantwortungsvolle Regulierung. Die rechtliche Anerkennung von Robotern ist ein neu aufkommendes Gebiet. Saudi-Arabien hat dem humanoiden Roboter Sophia die Staatsbürgerschaft verliehen, was weltweit für Aufsehen sorgte. Estland hat ebenfalls Maßnahmen ergriffen, um Robotern Rechte zuzuerkennen. In Deutschland und auf EU-Ebene gibt es Diskussionen über die Haftung für autonome Systeme und die Regulierung solcher Technologien.

Zukunftsausblick: Mensch und Maschine in Harmonie

Die Technologie hinter humanoiden Robotern ist noch in den Anfängen, jedoch birgt sie ein enormes Potenzial für zukünftige Anwendungen. Die Weiterentwicklung verspricht nicht nur Effizienzsteigerungen, sondern auch neue Möglichkeiten für menschliche Interaktionen. In einer sich rasant entwickelnden Welt bieten humanoide Roboter daher aufregende neue Chancen für Fortschritt und Innovation. Durch gemeinsames Vorantreiben dieser Entwicklungen und die Bewältigung ihrer Herausforderungen gestalten wir eine Zukunft, in der Mensch und Maschine harmonisch zusammenarbeiten und die Grenzen des Möglichen erweitern. Die Zukunft ist nicht nur nah – sie ist hier, und humanoiden Robotern kommt dabei eine maßgebliche Rolle zu.

Text: Luisa Schmolke, Georgina Neitzel

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